Ich habe dich kennengelernt, chronischer Schmerz.

Du hast mich manchmal verzweifeln lassen.
Du hast Überlebensängste ausgelöst.
Du hast mich in dich eintauchen lassen und mich verschlungen.
Du hast mich in eine Sackgasse geführt, wenn ich dir nachgegangen bin.

Du hast mich erkennen lassen, dass ich den Fokus auf etwas Anderes lenken kann.
Du hast mich noch mehr in die Tiefe geführt.
Du hast mich zu neuen Orten und Menschen geführt.
Du hast mich zu mir selbst geführt und mich erinnert, die Weisheit nicht im Außen zu suchen.

Du hast mich zu neuen Erfahrungen und Erkenntnissen geführt.
Du hast viele Fragezeichen hinterlassen.
Du verbindest mich mit unglaublich vielen Menschen, denen man die Schmerzen auch nicht immer ansieht.
Angeblich leidet jeder Vierte unter dir.

Du zeigst mir, dass ich nicht allein bin und dass wir miteinander fühlen.
Du lässt mich NOCH MEHR Mitgefühl mit Tieren haben, denen der Mensch unglaubliches Leid antut
und deren Schmerz nicht zu überbieten ist (Let’s go vegan. Step by Step).

Du lachst dir ins Fäustchen, wenn Andere meinen, deine Herkunft zu kennen,
manchmal aber fühlst du dich gesehen.
Du hast mir gezeigt, dass du plötzlich verschwinden kannst
und dass du auch plötzlich wiederkommen kannst.

Du zeigst mir unvermittelt, was mir nicht guttut.
Du zeigst aber auch keine Konsequenz in deinem Dasein oder Verschwinden.
Du hast mir einmal mehr gezeigt, wie krank unser Gesundheitssystem ist.

Du hast ein Eigenleben.
Du pfeifst auf ungefragte „gute RatSCHLÄGE“.
Du bist unbeeindruckt von Küchenpsychologie.
Du hast mir meine Hilflosigkeit und die der anderen gezeigt.
Du lässt mich kompromisslos werden.

Du hast meine Empathie für meine Schmerz-Klienten noch stärker ausgeprägt,
weil ich jetzt genau nachfühlen kann, wovon Menschen sprechen, wenn sie nicht mehr können;
wenn sie eben nicht von einem ausgeruhten Zustand aus denken können.

Du machst mich verletzlich und manchmal wütend.
Du machst mich experimentierfreudig und neugierig.
Du beginnst irgendwo im Gehirn.
Du zeigst mir, dass wir Menschen immer alles erklären und verstehen wollen
und dass dies meistens nur Versuche sind, Kontrolle zu erlangen.

Du bedeutest nicht, dass ich meinen Humor verliere. Ich lache trotzdem!
Du trittst in den Hintergrund, wenn ich singe oder in etwas anderes eintauche – manchmal.
Du kommst und gehst.
Du lässt mich wundern.

Und noch Vieles Vieles Vieles mehr.

 

Du bist ein Mysterium.

 

 

 

*Anmerkung: Ein Gedankenanstoß – Das Wort „Überlebensängste“ kann man verstehen als „Angst zu sterben“ oder „Angst zu Überleben“…